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#Literatur

Lion Feuchtwanger Stipendium

Schwarz-weiß Porträt-Foto eines mittelalten Mannes mit feiner Metallbrille
(c) Aufbau Verlage

    Das Lion-Feuchtwanger-Stipendium hat die Stiftung Kommunikationsaufbau zum 60. Todestag und anlässlich des Erscheinens der Tagebücher von Lion Feuchtwanger im Aufbau Verlag im Herbst 2018 eingerichtet. 

    Es wird jährlich an eine:n junge:n Autor:in vergeben, die/der bislang nicht in einem Verlag veröffentlicht hat. Es soll eine intensivere Arbeitsphase an einem aktuellen Projekt ermöglichen. Außer den herkömmlichen Gattungen Prosa, Lyrik und Drama können dies auch illustrierte Texte, Comics/Graphic Novels oder andere crossmediale Projekte sein.

    Das Stipendium wird nicht ausgeschrieben, sondern von einer von der Stiftung berufenen Jury vergeben, deren Vorsitz Constanze Neumann, Geschäftsführerin der Aufbau Verlage, innehat. In diesem Jahr gehörten Elisabeth Ruge (Literaturagentin) und Prof. Dr. Marie Schröer (Universität Potsdam) der Jury an.

    Die/Der Stipendiat:in wird vier Wochen lang als Writer in Residence am OMI International Art Center New York leben und am dortigen Künstlerprogramm teilnehmen.
     

    Stipendiantin 2023 ist Ilknur Kocer

    Die 1988 geborene Ilknur Kocer schreibt und zeichnet Geschichten über kulturelle Interferenzen. Dabei setzt sie sich in ihren Arbeiten häufig mit den Themen Migration, Rassismus und Feminismus auseinander. Seit 2017 veröffentlicht Kocer in Magazinen und Zeitungen wie Resist!, Der Freitag und Triebwerk. 2020 entwickelte sie für den Landkreis Göttingen den Comic Du nix verstehen?! Ein Comicbuch zu Migrationserfahrungen. Ilknur Kocer ist Mitglied des Künstler:innen Kollektivs Die Goldene Diskofaust.

    Aus der Jury-Begründung: 
    "Ihr aktuelles autofiktionales Projekt mit dem Arbeitstitel Tulpenförmiges Glas – Çay Bardagı veranschaulicht die Geschichte eines türkischen 'Gastarbeiters' in Deutschland und parallelisiert sie mit den Erfahrungen seiner Enkelin, die sich mit den Wurzeln ihres Großvaters und ihrer eigenen hybriden Identität auseinandersetzt. Kocer nimmt Abstand von traditionellen Comic-Codes und traut sich, mit dem Medium der Bildergeschichte zu experimentieren. Bild- und Textebene werden genutzt, um Perspektiven und Zeitebenen zu potenzieren; atmosphärisch dichte Zeichnungen geben dem Nicht-Sagbaren Raum und bleiben haften."

    junge Frau mit schlankem Gesicht schaut direkt in die Kamera
    (c) Schirin Moaiyeri
    Ilknur Kocer

    Stipendiatin 2022 ist Whitney Bursch

    Whitney Bursch, 1994 in Achern geboren, ist im Elsass aufgewachsen und 2009 nach Stuttgart gezogen. In Nürtingen schloss sie ein Studium der Kunsttherapie ab und studiert seitdem in Hamburg Illustration. In ihren meist autobiografischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit Liebe, Sex, Einsamkeit und Gefühlen des Nicht-Dazu-Gehörens. 

    In der Begründung der Jury heißt es: 
    „Whitney Burschs Portfolio zeigt eine beeindruckende stilistische und thematische Bandbreite. Was alle ihre Arbeiten gemeinsam haben, ist der reflektierte, gern politische, melancholisch-humoristische Blick auf das Leben im Allgemeinen und das subjektive Erleben im Speziellen. Der Stil variiert von Sujet zu Sujet, bleibt aber stets unverkennbar. Ob die Autorin in dezidierter Krakel-Optik von den Tücken des Online-Datings erzählt, mit grün-matschigen Farbklecksen aus der Perspektive eines Bonsai-Bäumchen berichtet oder in kühlen Strichen die Ignoranz des Umfelds einfängt: Die atmosphärisch dichten Erzählungen ziehen uns in ihren Bann, unterhalten, belustigen, stimmen nachdenklich. Was man so sagt soll ihr neues Projekt heißen, es geht darin um Rassismus, toxische Familienbande und Kunst als Katharsis. Das Buch wird kein reiner Comic, sondern ein Hybrid aus Comicpassagen und autobiografischer Prosa. Ein transmediales, autofiktionales Experiment, das einmal mehr zeigt, was die Liaison von Text und Bild leisten kann.“ 

    In diesem Jahr gehörten die Literaturagentin Elisabeth Ruge und die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Marie Schröer der Jury an. Die Stipendiatin wird vier Wochen lang als Writer in Residence am OMI International Art Center New York leben und am dortigen Künstler:innenprogramm teilnehmen.

    junge Frau mit kurzen schwarzen Harren und weißem Pulli schaut direkt in die Kamera
    (c) Nicole Benewaah
    Whitney Bursch

    Stipendiatin 2020/21 ist Xiyu Tomorrow

    Xiyu Tomorrow erforscht mit ihrer Arbeit die Nutzbarmachung von Kunst als gesellschaftspolitischem Katalysator. Zu ihren Kunden zählen die Heinrich-Böll-Stiftung, Robert-Bosch-Stiftung und Zentralbibliothek Hamburg. Ihre Arbeiten wurden u.A. in den Deichtorhallen Hamburg, im A4 Museum Chengdu und in der Casa Tinta Bogotá ausgestellt. Xiyu wurde 2019 mit einem Aufenthaltsstipendium des Goethe-Instituts ausgezeichnet. Ab 2020 kuratiert sie mit Studio Marshmallow das Festival für die Kunst einer modernen Stadtgesellschaft in Hamburg: fluctoplasma – 96 Stunden Kunst, Diskurs und Diversität.

    In der Begründung der Jury heißt es:

    "Xiyu Tomorrow blickt in ihrer autobiografischen Buch ich dachte, die dinge werden mit der zeit einfacher auf ihre Identität als niederländisch-österreichische Künstlerin mit chinesischen Wurzeln. Die Erfahrungen und Erlebnisse der Protagonistin geben den narrativen Rahmen für das Buch. Dabei entwickelt sie auf unterschiedliche Art und Weise einen Zugang zum eigenen Selbst, als Frau und als Migrantin zweiter Generation: Beispielsweise wird durch eine emotionale Landkarte, ein anatomisches Abbild der Herkunft oder in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Zeichnungen ein konstantes Gefühl der Verunsicherung hervorgerufen und ein neues, sehr reflektiertes Gefühl von Identität sichtbar. Was bedeutet es, asiatisch zu sein?

    Auch visuelle Verweise auf das chinesische Zeichensystem verdeutlichen auf mehreren Ebenen den Aspekt, zwischen Kulturen zu stehen. So wird in dieser interdisziplinären, transkulturellen Position das individuelle Leben in einer Mehrheitsgesellschaft auf eine ganz neue Art und Weise verhandelt und gibt stellvertretend für Menschen mit Migrationshintergrund dem Diskurs ein Gesicht."

    In diesem Jahr gehörten die Literaturagentin Elisabeth Ruge und die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Marie Schröer der Jury an. Die Stipendiatin wird vier Wochen lang als Writer in Residence am OMI International Art Center New York leben und am dortigen Künstler:innenprogramm teilnehmen.
     

    Porträtfoto einer jungen Frau mit mittellangen schwarzen Haaren
    (c) Stefan Schoder
    Xiyu Tomorrow

    Stipendiatin 2019 ist Janne Marie Dauer

    Janne Marie Dauer, geboren 1995 in Göttingen, studiert Visuelle Kommunikation mit Fokus auf Illustration und Comic an der Kunsthochschule Kassel, u. a. bei bei Paula Bulling, Hendrik Dorgathen und Aisha Franz. 

    In der Begründung der Jury heißt es: 
    „Janne Marie Dauers Projekt Geister erzählt die Geschichte der Freundinnen Luise und Cleo in Wort und Bild. Mit schnell wechselnder Perspektive, einer parallelen Handlungsführung und in ungekünstelten Dialogen wird dargestellt, wie die beiden sehr unterschiedlichen Frauen auch als junge Erwachsene Rat und Nähe der Freundin suchen, mit der sie schon in Kindheitstagen die Geheimnisse teilten ... Diese ist aber jeweils auch mit eigenen Problemen beschäftigt, Exfreunde und andere Geister erschweren die Kommunikation. Kann die Freundschaft halten? Und die beiden auffangen? Und was hat es mit den Geistern auf sich? Erzählerisch geschickt konstruiert, mit eindringlichen schwarz-weiß-Zeichnungen und origineller Seitenarchitektur nutzt Janne Marie Dauer das Zusammenspiel von Text und Zeichnung für ihre Geschichte.“  

    In diesem Jahr gehörten die Literaturagentin Elisabeth Ruge und die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Marie Schröer der Jury an. Die Stipendiatin wird vier Wochen lang als Writer in Residence am OMI International Art Center New York leben und am dortigen Künstler:innenprogramm teilnehmen.

    Porträtfoto einer jungen Frau mit langen dunkelblonden Haaren, die freundlich in die Kamera lächelt, im Hintergrund Wiese und Baum im Sonnenlicht
    (c) privat
    Janne Marie Dauer